Blinder Microsoft Hass
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Microsoft wird - vermutlich zu recht - als eine Art "Grosser Bruder" der Softwarebranche empfunden. Auf eine solche Situation gibt es zwei emotionale Reaktionen. Einige Entwickler haben bereits gelernt, den "Grossen Bruder" zu lieben. Anderen ist das zu gefährlich, und sie versuchen, sich gegen die Vormachtstellung von Microsoft aufzulehnen. Wie oft, wenn Emotionen im Spiel sind und ein unterschwelliges unbestimmtes Gefühl der Bedrohung herrscht, wird dabei kein Unterschied zwischen sachlich gerechtfertigter und emotinal aufgeladener, unsachlicher Kritik gemacht.
So entstehen Argumentationsketten wie
- "Microsoft ist schlecht, weil es die Softwarebranche beherrscht"
- "'Technologie X' wird von Microsoft verwendet"
- "Also ist 'Technologie X' schlecht"
Dabei ist es leicht, sachliche Kritik zu üben:
- Wenn die reichste Firma der Welt, ohne zu sparen 40% Gewinn vom Umsatz macht (üblich sind bei gutgehenden Firmen in der Industrie 3-5%), dann bezahlen wir zu viel für die Produkte.
- Microsoft hat ein ungesund anderes Verhältnis zu Softwarefehlern wie wir Benutzer. Für uns sind die Fehler ein Ärgernis, das uns aufs nächste Update hoffen und es kaufen lässt. MS kalkuliert damit und profitiert davon. Mangels Konkurrenz funktioniert das.
- Microsoft erzeugt nur Alibi-Dokumentationen für viele Teile ihrer Software. Damit wird Raum für Insiderwissen, teure Kurse und Zertifikate aufgebaut und Hindernisse für Firmen, die in einem Bereich tatsächlich konkurrenzfähig zu MS werden wollen.
Diese "Kritik" ist keine, jedenfalls keine an Microsoft:
- "Wenn die reichste Firma ... dann bezahlen wir zu viel ..." ist offensichtlich eine Kritik am Kunden.
- "Microsoft hat ein ungesund anderes Verhältnis ... Mangels Konkurrenz funktioniert das." ist offensichtlich eine Kritik an der (wenn auch mangelnden, so doch vorhandenen) Konkurrenz.
- "Microsoft erzeugt nur Alibi-Dokumentationen ..." ist faktisch falsch; vor Jahren durfte ich mich mal in die Microsoft-Bibliothek MFC einarbeiten, und die vorhandene Dokumentation war in meinen Augen gut brauchbar. -- ...
Ein Teil der "sachlichen Kritik" bezieht sich natürlich nicht auf Mircosoft selbst, sondern auf die Situation, die Konkurrenz bzw. uns selbst als Kunden. Deswegen bleibt die Kritik aber trotzdem "sachlich". Vielleicht sollte man die Teile auseinanderteilen, denn deine Einwände sind sicher berechtigt.
Bis auf die Sache mit den Dokumentationen. Ich sprach von "...für viele Teile", und du hast das mit einem Gegenbeispiel beantwortet, aber dadurch keineswegs entkräftet. Im Moment habe ich nicht Zeit, aber ich werde in den nächsten Tagen an einigen Beispielen zeigen, wo und wie Microsoft hier schludert (Stichworte: Environment, Explorer, Delegates). Auch ich bin im wesentlichen mit der Win32-API-Dokumentation zufrieden (halte sie aber nicht für vollständig). -- HelmutLeitner
- Ups, das "für viele Teile" hatte ich tatsächlich überlesen. -- ...
- Siehe auch die Probleme, die Wine? hat, die diversen APIs zu reproduzieren. Speziell das Office hat intern jede Menge undokumentierter APIs benutzt.
Na, dann erst mal ein bisschen Positives :-) ...
- "Wenn die reichste Firma ... dann bezahlen wir zu viel ..." ... hmmm ... ich habe dieser Tage Microsoft Office XP ganz offiziell (ohne lange zu suchen) für 400 EUR gekauft. Dafür bekomme ich eine Textverarbeitung, eine Tabellenkalkulation, eine Desktop-Datenbank und ein Präsentationswerkzeug. Na, das ist doch wirklich sehr viel! Dass andere Leute (SUN) das billiger machen, ist für mich kein Argument. Ich habe das Gefühl, genug Wert für mein Geld bekommen zu haben.
- Wenn andere Firmen mit Softwareprodukten wirklich nur 3-5% Gewinn machen sollten (kann ich nicht überprüfen), dann machen diese Firmen etwas falsch, finde ich.
- "Microsoft erzeugt nur Alibi-Dokumentationen ..." das gilt in der Regel für neue Produkte. Nach einer Weile sind sie jedoch auf der Microsoft Developer Network CD so gut dokumentiert, dass man hervorragend damit programmieren kann.
So, jetzt noch etwas Negatives:
- Die Sicherheit meines Internet Explorers ist mir zu gering. Ich nehme ihn trotzdem, weil er im Vergleich zu Netscape halt nun mal sehr gut "browst". Microsoft sollte allerlei Features rauswerfen, dann würde das Programm sehr viel sicherer. (Warum zum Beispiel sollte man überhaupt von Script-Code aus auf Objekte außerhalb des Internet-Explorers zugreifen können? Wer braucht das?)
- Die Sicherheit meines Outlook Mailers ist mir zu gering. Ich nehme ihn trotzdem, weil er Termine und Kontakte ohne Probleme mit meinem PDA synchronisiert. Microsoft sollte allerlei Features rauswerfen, dann würde das Programm sehr viel sicherer. (Warum zum Beispiel sollten Emails aktiven Script-Code enthalten dürfen? Wer braucht das?)
- Die Reaktionen von Microsoft auf Bugreports sind mir zu unspezifisch, ich weiß immer nicht, ob die Fehler wirklich behoben werden. Zum Vergleich: Meine Fehlermeldungen zum Open-Source-Produkt "JBoss Application Server" wurden innerhalb von zwei Wochen bearbeitet, ich konnte dann einfach ein neues Release herunterladen.
-- MatthiasBohlen
Ich denke, das Kernproblem sind die Kunden! Ich stelle fest, dass sich quasi jeder stets sofort -wie blind/hypnotisiert/willenlos- mit neuer MS-Software eindeckt, sobald was Neues von dort vorhanden ist. Das ist an diversen Zugriffsstatistiken ablesbar.
- Exakt: Das Kernproblem ist, dass viele sich gar nichts anderes vorstellen können als Windows zu benutzen und wenn sie Windows erst einmal verwenden, wird es für sie immer schwieriger, über den M$-Tellerrand zu schauen. Eigentlich kann man nur den Kunden einen Vorwurf machen, nämlich dass sie sich abzocken lassen. Trotzdem ist es einfach ein mieses Spiel von Microsoft, die breite Masse in dieser Abhängigkeit zu halten und ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen. M$ ist nun mal ein kapitalistisches Unternehmen und strebt als solches völlig eiskalt nach Gewinn. Dass alle Kunden dadurch verarscht werden, interessiert Das Kapital nicht und ist auch nicht illegal. Das alles wird sich dann rächen, wenn offene und freie Software konkurrenzfähig populär wird und das wird sie. Ich finde z. B., dass in Schulen generell offene Betriebssysteme verwendet werden sollten. Textverarbeitung kann man auch mit StarOffice auf Linux lernen und die WPU-Programmierer haben dadurch einige Vorteile. Das entlastet den Staat und gibt den Kindern eine relativierte Sicht der Welt, denn wie viele Leute gibt es, die nicht einmal von der Möglichkeit wissen [!], auf Windows und M$ zu verzichten?
Die absichtlich geschaffenen Inkompatibilitaeten bei Dateiformaten und Nichtunterstuetzung von USB bei NT4 beispielsweise scheinen kaum jemanden zu stören.
Die Fernsehwerbung aller anderen Firmen (wenn's passt) unterstützt Microsoft, indem die Software dort zum Statussymbol (fast Kult) erhoben wird - jeder muss die neueste MS-Software haben, sonst ist er nur noch eine Lachnummer.
Es wird verkannt, dass man für beispielsweise 400 EUR ein System ohne Server, ohne Programmier-Sprachen, ohne ... bekommt! Die Serversysteme kosten eher 2500 EUR. Die freien Unixsysteme haben das -und viel mehr- für maximal etwa 80 EUR.
- Das sehe ich nicht als stichfestes Argument an. Wer "Programmiersprachen" (wohl eher IDEs & Compiler) möchte, kann sie sich besorgen. Compiler wie VC++, GCC etc. sind für jedermann (für mehr oder weniger Geld) erhältlich. Auch HTTP/FTP/IRC/sonstwas-Server sind kostenlos/kostenpflichtig erhältlich. Niemand schränkt einen Windows-Benutzer in dieser Hinsicht ein. Dass GCC, Apache etc. frei sind ist KEIN Argument gegen MS - Microsoft ist nunmal ein Konzern, der auch Geld verdienen möchte. -AL
Ich las einmal, dass MS eine pauschale Campus-Gebühr von jedem Studenten in den USA durchsetzen wollte bzw. dies konkret erwogen hatte. Begründung: Es sei wohl so, dass dort viele MS-Raubkopien von Hand zu Hand gehen.
--HelmutSchellong
Campus-Gebühr: Für Studenten (der TU-Wien) gibt es in ausgesuchten Läden diverse Software um ~5€. [1]
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