Sitze mit dem - noch nie gesehenen - Sohn eines Jugendfreundes meines Schwagers am Tisch. "Was machen Sie beruflich?" "Ahh, auch Softwareentwickler" ... es stellt sich heraus, dass er bei einem der Großen in Deutschland Software im SAP-Bereich entwickelt. Ein Weilchen später, nach einem Schwätzchen über Wikis und Online-Communities frage ich ihn, ob ihm XP - nämlich ExtremeProgramming, nicht Windows XP - etwas sagt. Die Antwort mit grimmigem Blick: "ja scho, des san die wülden Hacker!" (ungenaue Transkription eines leichten Münchener Einschlags)
Um die lockere Gesprächsathmosphäre zu retten, kann ich das Thema nicht weiter verfolgen. Murmle nur etwas über "religionsähnliche Strömungen in der Softwareentwicklung, die sich gegenseitig als Hacker bzw. Bürokraten sehen" als Erklärung an die übrigen Tischnachbarn und lenke das Thema auf die Nachspeise.
Wie weit bestimmen Vorurteile auch in technischen Fragen unsere Wahrnehmung?
Wie weit ist Software eigentlich schon eine Glaubenfrage?
Ist die Zugehörigkeit zur Windows-Welt oder Unix-Welt (oer XP- bzw. XYZ-Methodologie) wie ein Glaubenbekenntnis zum Christentum oder Islam zu verstehen?
Sind die Gurus die Glaubensverkünder unserer Zeit?
Hat um die Jahrtausendwende nur deshalb keine Untergangsangst a la "Jüngstes Gericht" stattgefunden, weil es schon durch die Zusammenbruchsangst "Y2K" ersetzt war?