Karl Popper
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Sir Karl Raimund Popper (1902-1994), bedeutender österreichischer bzw. englischer Philosoph und Wissenschaftstheoretiker. Vertreter eines kritischen Rationalismus.
Bücher:
- Logik der Forschung 1934
- Die offene Gesellschaft und ihre Feinde 1945 (The Open Society and Its Enemies)
- Das Elend des Historizismus 1957 (The Poverty of Historicism)
- Conjectures and Refutations (1963),
- Objektive Erkenntnis 1972, Objective Knowledge
- Das Ich und sein Gehirn 1977, gemeinsam mit John Carew Eccles.
- ...
Links:
Seine Hauptthemen:
- Das Problem des Wissenschaftscharakters der empirischen Wissenschaften (Abgrenzungsproblem).
- Das Problem der Sicherheit und Unsicherheit in der Wissenschaft.
Einige Positionen:
- Popper interessieren Theorien und der Status von Theorien. Theorien haben vor allem zwei Funktionen: Eine erklärende und eine vorhersagende Funktion.
- Alle Aussagen über die Welt haben den Charakter von Hypothesen (Theorien). Es gibt keine absolute Sicherheit oder Wahrheit.
- Der Fortschritt in der empirischen Wissenschaft funktioniert ähnlich wie die biologische Evolution: durch Versuch und Irrtumskorrektur.
- In der Biologie werden aus vielen Mutationen durch Selektion die besten Formen herausgefiltert.
- In der Wissenschaft werden in einem kreativen Vorgang Hypothesen erzeugt, die sich in Konkurrenz zu anderen Theorien bewähren oder falsifiziert werden.
- Der empirisch-wissenschaftliche Charakter eines Systems hängt damit zusammen, dass das System durch mögliche Tatsachen (Experimente) auch widerlegt werden kann. Demgegenüber machen metaphysische Systeme keine ausreichend konkreten falsifizierbaren Aussagen. Sie neigen dazu, sich gegen Kritik zu immunisieren: Jedes Ereignis kann im Sinne des Systems interpretiert werden. Beispiele: Marxismus, Psychoanalyse.
- Alle historizistischen Systeme (die einen vorgegebenen Geschichtsablauf postulieren) werden kritisch beurteilt. Popper sieht eine indeterministische offene Zukunft, die sich durch kreative Ideen verändern lässt.
- Der wissenschaftliche Fortschritt entsteht deduktiv, durch die Erzeugung und Überprüfung von Hypothesen. Es gibt kein gültiges induktives Schlußverfahren bzw. keine induktive Methode um zu Erkenntnissen oder zu einer Wahrheit zu kommen.
- In der Sprachanalyse erweitert er das System von Bühler um eine vierte Funktion:
- 1. Ausdrucksfunktion ("alles was man tut, ist Sprache")
- 2. Auslösefunktion (einfachste Kommunikationsformen, Signalfunktion)
- 3. Darstellungsfunktion (story-telling, Beginn des wahr-falsch-Problems)
- 4. Argumentative Funktion (Beweise, Schlüssigkeit)
- In einer 3-Weltentheorie unterscheidet er die
- Welt 1: die physikalische Welt
- Welt 3: die objektiven und realen Produkte unseres Geistes bzw. unserer Psyche (Bücher, Theorien, ... im wesentlichen alle Produkte die mit Sprache zu tun haben, etwa ab der Darstellungsfunktion)
- Welt 2: die zwischen Welt 1 und Welt 3 vermittelnde Welt des Selbst-Bewusstseins, die sich vor allem auch durch Rückkopplung mit Welt 3 so rasant (im biologischen Maßstab) entwickelt hat.
- Popper steht jedem Definitionsfetischismus in der Philosophie kritisch gegenüber, weil dieser zu einem unendlichen Regress führt.
- Popper stimmt im wesentlichen mit der evolutionären Erkenntnistheorie überein. Die stammesgeschichtliche Evolution führt zu einem genetischen Erfahrungsschatz, der uns von Geburt an zur Verfügung steht. Dieser ist zwar nicht unfehlbar (im Sinne des Kant'schen apriori), aber eine bewährte Hypothese, auf die wir unsere individuellen Lernprozesse aufbauen können.
- "Leben ist Problemlösen".
- Popper sieht im demokratischen System vor allem die Chance, Fehler rasch zu erkennen und zu korrigieren. Demokratie als System, das mutige, kreative Entscheidungsvielfalt und die Bereitschaft erfordert, Fehler auch zuzugeben und zu korrigieren.
Wichtige Begriffe:
- Falsifizierbarkeit:
- Die Eigenschaft eines Gedankensystems, so konkrete Vorhersagen über die Realität zu machen, dass diese Vorhersagen auch scheitern können. Z. B. die Vorhersage einer Sonnenfinsternis.
- Immunisierung:
- Die Eigenschaft eines Gedankensystems, Kritik ausser Kraft zu setzen. Z. B. könnte man das Scheitern eines (einer bestimmten Methodologie folgenden) Projektes grundsätzlich darauf zurückführen, dass die Methodologie nicht richtig angewandt wurde.
Man kann eine Parallele zur Softwareentwicklung sehen: Es ist im Allgemeinen nicht möglich, die Korrektheit eines Programmes zu beweisen. Programme können sich im günstigsten Fall in der Praxis bzw. im Verhältnis zu vorhandenen Tests bewähren.
- Die Korrektheit von Software kann man ja, wenn überhaupt, immer nur relativ zu einer formalen Spezifikation beweisen. Letztere kann aber erstens wiederum "falsch" sein, d. h. nicht die eigentliche Intention hinter der zu entwickelnden Software korrekt wiedergeben, zweitens hat man die Korrektheit des Programms relativ zu dieser Spezifikation mühsam zu beweisen, und drittens muss man dies bei Änderungen des Programms oder der Spezifikation immer wieder neu tun.
- Bis zu einem gewissen Grad lässt sich dieses Dilemma möglicherweise durch Entwicklung von "very high-level" Programmiersprachen vermeiden, die einer Spezifikationssprache sehr nahe kommen, aber nach wie vor automatisch ausführbar sind. Mit SpracheLava versuchen wir ein paar erste Schritte in diese Richtung zu gehen, indem wir uns mathematisch-logischen Ausdrucksmitteln annähern: Quantoren, logische Verknüpfungen, Mengen ("Set"), rekursive Funktionen statt Loops, Single-Assignment, Assertions und Constraints, rein deklarativer Umgang mit Concurrency, Synchronisation, Transaktionen, ... . --kg
KategorieWissenschaftler KategorieAutor KategoriePhilosophie
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