Die zu Grunde liegenden Mechanismen sind elementar und lassen sich schon bei einzelligen Lebewesen beobachten.
(Wären sie nicht elementar, würde es Methoden geben, sie im Entstehen zu vermeiden/hindern. Gibt's aber nicht.)
Ein polares Prinzip: Adaption versus Implikatiom
Dies ist ein grundlegendes Wirkprinzip der belebten Natur, zu deutsch etwas ungenau: Gewöhnung gegenüber (stillschweigender) Annahme und umgekehrt. Zur Erklärung fange ich ganz klein an, mikroskopisch im Wortsinn: in jeder Regenwasserpfütze wimmelt es im Sommer von winzigen einzelligen Lebewesen. Eines davon ist das Pantoffeltierchen
Paramecium caudatumTropfen wir (wenig genug) Essig in sein Lebenselement, erkennt es 'sauer' und ergreift die Flucht. Das ist die Implikation.
Bringen wir das ganze Wasser auf den ph-Wert der Fluchtkonzentration, wird das Tierchen bald aufhören zu fliehen und weitermachen wie bisher. Das ist die Adaption.
Paramecium 'weiß' aufgrund genetochemischer Reaktion um die Gefahr von 'sauer', 'lernt' aber schnell, (weil ihm nichts anderes übrig bleibt,) 'sauer' zu tolerieren. Wir können also die beiden Begriffe Adaption und Implikation gern durch die Begriffe Lernen und Wissen ersetzen. Nicht aus den Augen verlieren dürfen wir die am Beispiel gezeigte Tatsache, dass beide Begriffe eine intuitive Qualität haben, anders: Lernen und Wissen setzen Bewusstsein nicht voraus!
Dieses polare Prinzip dient auf allen Ebenen des Lebens als wunderbare Überlebenstechnik.
Übertragen wir das auf unseren Begriff Produktblindheit, wird klar:
Der Entwickler befindet sich bei der Entwicklung im Wesentlichen in der Adaptionsphase: er merkt die Nähe seiner Maschine nicht mehr.
Jeder, der in einer solchen Phase mal 'die Flucht ergriffen' hat (Urlaub, Krankheit), weiß, wie das die Augen öffnet. Man hat im Abstand plötzlich die viel besseren Einfälle oder sieht Probleme, wo vorher keine waren (gesehen werden konnten).