Tuning Workshop
 
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In einem TuningWorkshop setzt sich ein ProjektTeam? zusammen um über den EntwicklungsProzess? zu reflektieren. Es wird festgehalten, was gut funktioniert hat und was weniger gut und beschlossen, welche Änderungen am Entwicklungsprozess ausprobiert werden sollen.

Essentiell für die ständige Weiterentwicklung und Adaption des Entwicklungsprozesses.

Im Kontext von ExtremeProgramming auch IterationsRetrospektive genannt.

Erfahrungsbericht

9.11.2002:

Wir haben vor ca. einem Monat einen wöchentlichen TuningWorkshop eingeführt und bisher recht gute Erfahrungen damit gemacht. Das Format unseres Workshops ist in den Grundzügen von AlistairCockburns AgileSoftwareDevelopment inspiriert.

Der Workshop findet jeweils zu einem festen Termin am Ende der Woche statt. Die Teilnahme ist freiwillig und offen für alle Interessenten - momentan im wesentlichen alle Entwickler und Projektleiter, je nach Bedarf fühlen sich aber auch Systemadministratoren oder die Geschäftsführung angesprochen. Die Teilnehmerzahl bewegt sich meist im Rahmen von etwa einem Dutzend Personen.

Wir versuchen, das Meeting zeitlich auf eine Dreiviertelstunde zu begrenzen; da Probleme ja nicht unbedingt gelöst, sondern lediglich Problemlösungen angestoßen werden und über deren Fortschritt reflektiert werden soll, erscheint das auch ausreichend. Im Moment überschreiten wir dieses Limit noch regelmäßig - gerade zum Ende hin degeneriert das Meeting dann häufig jedoch auch in weniger produktive Einzeldiskussionen und verliert sich in Details. Wir arbeiten daran...

Das Ergebnis eines solchen Workshops ist eine einzelne FlipChart?-Seite, die in drei Bereiche aufgeteilt ist. In diesen Bereichen wird stichwortartig notiert

Diese Auflistung wird nach dem Meeting an einer prominenten Stelle (z.B. in der Küche) ausgestellt und als Ausgangsbasis für den nächsten Workshop benutzt.

Angesprochene Probleme reichen von Unpünktlichkeit bzgl. Meetings, über Performance-Probleme des FileServer?s, bis hin zu unbefriedigender Projektplanung. "Lösungen" nehmen dementsprechend ebenfalls unterschiedlichste Formen an - mal eher allgemeine Beschlüsse wie das Beginnen von Meetings spätestens fünf Minuten nach dem angesetzten Termin, mal konkrete Arbeitsanweisungen für einzelne Personen wie das Untersuchen des Performance-Problems durch den SystemAdministrator. Bei nicht so leicht zu lösenden Problemen kann es auch das Ansetzen eines eigenen Meetings sein.

Bezüglich des Ablaufs sind wir noch ein bisschen am experimentieren. Meistens gehen wir als erstes die Todoliste durch um zu sehen, ob die geplanten Aktionen tatsächlich durchgeführt wurden und welche Wirkung sie gezeigt haben. Anschließend folgt in loser Folge die Diskussion über alte und neue Probleme.

Nicht ganz unwichtig: Bei jedem Workshop stehen ein paar Snacks - Obst, Tackos, Dominosteine etc. - auf dem Tisch. Mit einer Kleinigkeit zu Essen in der Hand diskutiert es sich gleich viel entspannter. :-)

Es bleibt abzuwarten, wie sich der Einfluss des Workshops mittelfristig entwickelt. Mein bisheriger Eindruck - der von Kollegen auch bestätigt wird - ist, dass Probleme gezielter angegangen und die Lösung konsequenter verfolgt wird. Auch das Gemeinschaftsgefühl scheint nicht unerheblich gewachsen zu sein.

14.11.2002:

Heute haben wir eine etwas formalere Art des Vorgehens ausprobiert:

  1. kurzes Durchsprechen alter Todos: erledigt oder nicht erledigt? evtl. Übernahme in neue Todo-Liste
  2. kurzes Reflektieren über Problem-Liste: welche Probleme bestehen weiterhin, sind neue hinzugekommen? Hierbei haben wir uns bemüht, mögliche Problemlösungen noch nicht zu behandeln.
  3. letztendlich aus der bestehenden Problemliste die schwerwiegendsten/akutesten Probleme herauspicken und Todos generieren. Diskussionen, die mehr als ein paar Sätze zu erfordern schienen, auf externe Meetings verschieben.
Obwohl wir es nicht ganz durchgehalten haben, die Lösungsdiskussionen vollständig aus dem zweiten Punkt herauszuhalten, konnte der Workshop heute zum ersten Mal überpünktlich nach gut 40 Minuten beendet werden. 8-) Es bleibt abzuwarten, wie sich dieses Vorgehen auf die Produktivität des Treffens auswirkt - nach dem ersten Eindruck bin ich recht optimistisch.

20.01.2003:

Inzwischen ist der TuningWorkshop zu einer akzeptierten, festen Einrichtung geworden. Eine handvoll Personen wechseln sich in der Moderation ab; die Bereitschaft für Verpflegung zu sorgen ist deutlich weiter verbreitet. Alles weiterhin auf vollkommen freiwilliger Basis. Auf der "Protokoll-Seite" ist ein kleiner Bereich hinzugekommen, der den nächsten Termin, sowie Verantwortlichkeiten für Verpflegung und Moderation festhält (was uns im wesentlichen daran erinnern soll, das rechtzeitig zu klären).

Die Forderung, Lösungsdiskussionen vollständig aus dem TuningWorkshop heraus zu halten, haben wir wieder fallen gelassen. Es gibt einfach Situationen, die eigentlich den Rahmen des Treffens ein wenig sprengen, aber eh die Mehrzahl der Anwesenden angehen und den Overhead eines eigenen Meetings einfach nicht rechtfertigen. Im großen und ganzen hat sich die Länge aber sowieso auf ein recht vernünftiges Maß eingependelt.

Nicht ganz im klaren bin ich mir darüber, inwiefern die Sektion mit den funktionierenden Dingen auf der Flip-Chart-Seite Sinn macht. Die meiste Zeit machen wir uns eigentlich kaum die Mühe, dort Dinge zu notieren. Allerdings habe ich dennoch das Gefühl, dass alleine die Präsenz einen gewissen psychologischen Einfluss hat...

Allgemein lässt sich sagen, dass der TuningWorkshop bisher einen sehr positiven Einfluss sowohl auf die Arbeitsatmosphäre als auch auf den Prozess hat. Die brennendsten Probleme scheinen inzwischen gelöst; außerdem macht sich der Wunsch nach Weiterbildung in Sachen OOD/P (EntwurfsMuster, TestgetriebeneEntwicklung etc.) bemerkbar. Daher haben wir beschlossen, den TuningWorkshop in Zukunft alle zwei Wochen, im Wechsel mit einem thematischen "Weiterbildungs-Workshop" zu halten.

-- IljaPreuß


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