Turmbau Zu Babel
 
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Von WarumVereinheitlichung. Ist nichtstandardisierte bzw. nichtvereinheitlichte sprachliche Vielfalt negativ zu sehen?

1. Buch Mose 11, 1-9 (Lutherbibel)

1 Es hatte aber alle Welt einerlei Zunge und Sprache.

2 Als sie nun nach Osten zogen, fanden sie eine Ebene im Lande
  Sinear und wohnten daselbst.

3 Und sie sprachen untereinander: Wohlauf, lasst uns Ziegel
  streichen und brennen! - und nahmen Ziegel als Stein und
  Erdharz als Mörtel.

4 und sprachen: Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm
  bauen, dessen Spitze an den Himmel reiche, damit wir uns einen
  Namen machen; denn wir werden sonst zerstreut in alle Länder.

5 Da fuhr der HERR hernieder, dass er sähe die Stadt und den
  Turm, die die Menschenkinder bauten.

6 Und der HERR sprach: Siehe es ist einerlei Volk und einerlei
  Sprache unter ihnen allen, und dies ist der Anfang ihres Tuns;
  nun wird ihnen nichts mehr verwehrt werden können von allem,
  was sie sich vorgenommen haben zu tun.

7 Wohlauf, lasst uns herniederfahren und dort ihre Sprache
  verwirren, dass keiner des andern Sprache verstehe!

8 So zerstreute sie der HERR von dort in alle Länder, dass sie
  aufhören mussten, die Stadt zu bauen.

9 Daher heißt die Stadt Babel, weil der Herr daselbst verwirrt
  hat aller Länder Sprache und sie von dort zerstreut hat in alle
  Länder.

Aus einem Kommentar zur Einheitsübersetzung

"11,1-9: An der alten Tradition von Babel als dem Schauplatz der Sprachverwirrung zeigt der Erzähler, daß hohe Zivilisation ohne Bindung an Gott die Menschen nicht eint und innerlich einander näher bringt, sondern sie entzweit, so daß sie sich gegenseitig nicht mehr verstehen."

Naive Interpretationsvarianten

Die Sprachenverwirrung ist:

Diskussion

Meiner Meinung nach ist die Kernaussage beim Turmbau zu Babel die, dass die Menschen für ihren Hochmut bestraft. Was hat das mit Vereinheitlichung zu tun? -- hs


Vorneweg, ich bin wirklich kein Atheist ... aber ob man jetzt in das jungen Feld der SoftwareEntwicklung Bibelzitate als Argumente hereinholen soll, da habe ich meine Zweifel.

[...] kann im Softwarebereich durchaus ein gewisser Hochmut (in Form eines NotInventedHere) zur einer unnotwendigen Vielfalt führen. Demgegenüber steht aber das z. B. im XP realisierte Streben, einfache Wege zu gehen (und nicht alles Vorhandene zu Recherchieren). -- hl


Das Phänomen Babel der Physik in die Schuhe zu schieben ist sicherlich der wissenschaftlichste aller möglichen Ansätze - aber sehr philosophisch ist er nicht. Von theologischen Standpunkt aus zeigt die Geschichte aber, dass:

Vielleicht würde es eine zu größe Machtfülle für eine einzelne Spezies bedeuten, wenn diese Spezies über eine global verständliche Sprache verfügen würde. Vielleicht würde die Informatik zu schnelle Fortschritte machen und den Robotern würde zu große Universalität zuwachsen, wenn alle Programmierer eine globale Sprache sprechen würden.

Das würde ich genau umgekehrt interpretieren: Einheitlichkeit ist eine Fortschrittsbremse - nur wenn in einer Gemeinschaft möglichst unterschiedliche Sachen ausprobiert und auf Tauglichkeit geprüft werden, kann sich diese Gemeinschaft fortentwickeln. Auch in der Biologie stellt Abweichung von der Norm den treibenden Faktor der Evolution dar.

So gesehen ist Babel ein Regulativ, wie eine Krankheit oder Seuche, die die Dominanz einer Art zugunsten der Mitkreaturen dämpft. Wenn die Dominanz der menschlichen Spezies nicht nur in technischer, taktiler und geistiger Überlegenheit bestünde, also in den Fertigkeiten, die klassische Intelligenzteste messen, sondern auch in sozialer und verantwortungsmäßiger Überlegenheit, dann bedürfte es solcher Regulative nicht. Der zutiefst inhumane Weg der darwinistischen Selektion ist auf den Menschen nicht mehr anwendbar, gerade was die letzten beiden Attribute menschlicher Überlegenheit betrifft. Wenn doch dieser Gott nochmal eingriffe! -- ph

Vielleicht hat er das ja bereits getan - oder wie sonst erklärst Du die Existenz der SprachePerl? ;-p -- IljaPreuß


Läßt man sich den Kommentar zur Einheitsübersetzung etwas durch den Kopf gehen, so erhält der TurmbauZuBabel auch wieder Aktualität. Hier nur einige Beispiele wo sich die "hohe Zivilisation [...] entzweit" und "sich nicht mehr verstehen":


Der TurmbauZuBabel (und einge andere Geschichten in Moses Büchern) ist aus dem Gilgamesch Epos übernommen und adaptiert worden. Durch Vergleiche und die Betrachtung der Veränderungen kann sehr wohl auf Intentionen des Autors rückgeschlossen werden. Zum Beispiel wird im Gilgamesch Epos die Sonne als Gott angebetet, während in der christlichen Version von der "wärmenden Liebe Gottes" gesprochen wird. -- DavidSchmitt


KategoriePhilosophie KategorieVereinheitlichung
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